Deutsch lernen mit Graphic Novels

Cultural Clashes, Klassiker der europäischen Literatur und deutsche Geschichte in Bildern
Graphic Novels – oder Comics – sind in den letzten Jahren ziemlich berühmt geworden. Vor allem für Deutschlernende bieten Graphic Novels komplexe Handlungsstränge und Charaktere mit wenig Text, dafür aber mit lebendigen Bildern. Die Verbindung von Text und Bild unterstützt auch das Verständnis unbekannter oder sonst verwirrender Vokabeln oder grammatikalischer Strukturen.
Berlin selbst scheint ein sehr beliebter Schauplatz für Cartoonisten und Graphic-Novel-Autoren zu sein, vor allem in den letzten paar Jahrzehnten. Was ist so besonders am Schauplatz Berlin? Diese Romane spielen alle im 20. Jahrhundert und verknüpfen persönliche/biografische Erfahrungen mit historischen Ereignissen. Wenn Sie sich also schon immer gefragt haben, wie das Leben in Berlin während der wilden Zwanziger Jahre, des faschistischen Regimes oder während der Zeit der Teilung und späteren Wiedervereinigung Berlins war, werden Ihnen die folgenden Bilder interessante Einblicke gewähren und zeigen, wie diese Zeit aus persönlicher Sicht war.
Unsere Empfehlungen:
Jason Lutes Triologie 'Berlin'
Jason Lutes Triologie (Berlin: Steinerne Stadt / Berlin: Bleierne Stadt / Berlin: Flirrende Stadt) ist ein historischer Roman in Bildern. Angesiedelt im Berlin der Jahre 1928 bis 1933, schaffen seine präzise recherchierten Stadtansichten eine beeindruckende panoramatische Milieustudie dieser Zeit. Lutes schildert die Geschichte der Studentin Marthe Müller und des Journalisten Kurt Severing in der Zeit von der Weimarer Republik bis zum Beginn des Dritten Reiches.
„Der Nasse Fisch“
„Der Nasse Fisch“ ist eine weitere Graphic Novel, die in den 1920er Jahren spielt. Die Adaption des gleichnamigen Romans – der auch als Vorlage für die berühmte deutsche Serie Babylon Berlin diente – erzählt die Geschichte des Kölner Kommissars Gereon Rath, der bei der Aufklärung eines Verbrechens, in das sein Vater verwickelt ist, die dunkle Seite Berlins entdeckt.
„Maus“ von Spiegelman
„Maus“ ist eine Graphic Novel des amerikanischen Cartoonisten Art Spiegelman. Maus zeigt Spiegelman, wie er seinen Vater über seine Erfahrungen als polnischer Jude und Holocaust-Überlebender interviewt. In der Graphic Novel werden jüdische Menschen als Mäuse, Deutsche als Katzen und Polen als Schweine dargestellt. Das Buch verwendet einen minimalistischen Zeichenstil in Schwarz-Weiß.
„Kinderland“
Der in Berlin lebende Cartoonist Mawil veröffentlichte zwei Graphic Novels über seine Kindheit und Jugend in Ost-Berlin. In „Kinderland“ begleiten wir Mirko durch seinen Alltag in Ost-Berlin und die historischen Ereignisse des 9. November 1989.
„Wir können ja Freunde bleiben“
In „Wir können ja Freunde bleiben“ erinnert sich der Protagonist an die Geschichten seiner ersten Lieben – erst im getrennten, dann im wiedervereinigten Deutschland. Verschiedene andere Graphic Novels spielen in der Zeit der deutschen Teilung und schildern vor allem die ostdeutsche Perspektive.
„Drüben!“ und „Grenzfall“
Während Mawils Werk einen humorvollen Ton hat und von seinen persönlichen Erfahrungen geprägt ist, haben die Romane „Drüben!“ und „Grenzfall“ einen eher politischen Blick auf die Zeit.
„Berliner Mythen“ von Reinhardt Kleist
Wer gerne etwas über ein Berlin aus einer beliebigen Zeit erfährt, findet in „Berliner Mythen“ von Reinhardt Kleist viele verschiedene Geschichten über historische Epochen oder berühmte Persönlichkeiten Berlins, erzählt von Fahrgästen des Taxifahrers Ozan.
Neben unseren Empfehlungen zu Graphic Novels, die sich speziell mit Berlin und seiner bewegten Geschichte im 20. Jahrhundert beschäftigen, gibt es viele weitere Graphic Novel-Szenen, die ebenso spannend und anspruchsvoll sind.
Die folgenden Geschichten und Figuren vermitteln nicht nur Worte, sondern fesseln den Leser vor allem auch auf visueller Ebene.
Marjani Satrapis Serie „Persepolis“
Marjani Satrapis Serie „Persepolis“ (Persepolis: The Story of a Childhood / Persepolis: The Story of a Return) erzählt als Autofiktion die Geschichte der Autorin, die als Kind die islamische Revolution im Iran miterlebte und schließlich von ihren Eltern nach Österreich verbannt wurde. Dort wird Satrapi mit großen kulturellen Unterschieden und mit der Suche nach ihrer eigenen Identität konfrontiert.Die Persepolis-Reihe wurde im Jahr 2000 in Frankreich veröffentlicht und 2007 als Film im Comic-Stil verfilmt.
Goethes „Faust“
Auch deutschsprachige Literaturklassiker aus verschiedenen Epochen sind als Graphic Novels neu aufgelegt worden. Der Illustrator Flix zum Beispiel hat sich an Goethes „Faust“ versucht: Die Hintergrundgeschichte der Rivalität zwischen Gott und Mephisto ist geblieben, aber Heinrich Faust ist Vielschüler, Tausendsassa und Taxifahrer in Berlin. Die Graphic Novel enthält also die komplette Geschichte, wenn auch in überarbeiteter Form.
Franz Kafkas „Metamorphosen“
Etwas düsterer – und damit auch dem Ton der Vorlage treu bleibend – ist die Comic-Adaption von Franz Kafkas „Metamorphosen“. Eric Corbeyran und Richard Horne haben diesen ebenso berühmten wie zeitlosen Klassiker der österreichischen Literatur als Graphic Novel adaptiert. Die Erzählung hält sich eng an Kafkas Originaltext, und die Zeichnungen illustrieren seine traurige Metapher über das Wesen des Menschen auf stimmungsvolle und innovative Weise.
Barbara Yelins Comic-Roman „Gift“
Deutsche Geschichte lässt sich in Graphic Novels auch über den Berliner Kontext hinaus nachvollziehen – zum Beispiel in Peer Meters und Barbara Yelins Comic-Roman „Gift“ über Gesche Gottfried, Deutschlands ersten bekannten Giftmörder. Gottfried vergiftete zwischen 1813 und 1827 fünfzehn Menschen – darunter ihre Ehemänner, ihre Eltern und ihre Kinder. Meter und Yelin haben diese Geschichte aufgegriffen und erzählen aus der Perspektive einer jungen Schriftstellerin das Schicksal von Gesche Gottfried und die Umstände, denen Frauen im 19. Jahrhundert ausgesetzt waren.
„Das Tagebuch der Anne Frank“ und „Sophie Schol“
Die Graphic Novels „Das Tagebuch der Anne Frank“; Graphic Diary von Ari Folman und David Polonsky und „Sophie Scholl“; Die Comic-Biografie von Heiner Lünstedt und Ingrid Sabisch erzählen die Geschichte des deutschen Faschismus und der Grausamkeit des Dritten Reichs aus der Perspektive zweier Mädchen, die beide Opfer des Nationalsozialismus waren.
Für diejenigen unter Ihnen, die gerne einige „Easy Reader“-Bücher ausprobieren möchten, die speziell für Deutschlerner gemacht wurden, empfehlen wir einen Blick auf unseren Beitrag über vereinfachte Texte für Anfänger. Stöbern Sie ruhig in den Online-Bibliotheken, um etwas Passendes für Ihren Geschmack zu finden!