31.01.2024

AUSSTELLUNG: TRAUTE HABEN

„Traute haben“
„Ihr habt Angst vor dem Hermannplatz!“ – ein ironischer und provokanter Spruch, der unter den jungen Hipstern kursiert und überall in der Stadt auf Oberflächen aller Art gedruckt ist, von Tragetaschen bis zu dekorativen Ansteckern.
Der Hermannplatz ist das Tor nach Neukölln, ein Kaleidoskop verschiedener Kulturen und Hintergründe, wo Kreuzberg auf Neukölln trifft, wo Altberliner auf Zuwanderer und ein hippes, urbanes Publikum auf die Realität eines sozialen Brennpunkts treffen.
Unweigerlich mit dem Bezirk Neukölln verbunden, beginnt unsere Reise an diesem Ort der flüchtigen Momente und der immerwährenden Dynamik. In dieser Ausstellung wird der Ort poetisch als Kanal und Projektionsfläche menschlicher Interaktion interpretiert und nicht als tatsächlicher Knotenpunkt oder Transitort, den er darstellen könnte.
Von hier aus gelangt man über die Sonnenallee nach Rixdorf oder über die Hermannstraße in den Schillerkiez, der inzwischen ebenso bunt und lebendig geworden ist wie die drei Hauptstraßen. Der Schillerkiez hingegen ist durch die Nähe zum Tempelhofer Flugfeld von einer ruhigeren Atmosphäre geprägt.
Hier befindet sich der Transmitter, ein kreativer Raum zum Sprachenlernen, in dem Menschen aus aller Welt zusammenkommen, um sich auszutauschen und Deutsch zu lernen. In kleinen Gruppen nähern sie sich der neuen Kultur und Sprache und stellen sich Fragen über den Ort, an dem wir uns engagieren, und darüber, wie sie ihre persönliche Rolle darin verstehen.

Die Schüler der Sprachschule – Künstler, Designer und Kreative in eigener Sache – schaffen Synergien, die zu etwas Neuem führen und Raum für Fantasie lassen. Auf diese Weise tragen sie dazu bei, die Idee einen Schritt weiter zu bringen und sie zu definieren.
Die internationale Gruppenausstellung „Traute haben“ präsentiert neun Künstlerinnen und Künstler aus Australien, Dänemark, Israel, Italien und den USA, die den Stadtteil beleuchten und ihren Blick auf die Spuren gesellschaftlicher, politischer und alltäglicher Entwicklungen richten. In ihren Arbeiten setzen sie sich mit den Entwicklungen und Veränderungen auseinander, die sie beobachten und an denen sie unmittelbar beteiligt sind. Durch die Zusammenarbeit und interdisziplinäre Interaktion ergänzen sie sich gegenseitig und präsentieren ein sehr persönliches und fragmentiertes Bild dieses Teils der Stadt.
Die Klanginstallation von John Nguyen und William Rørdam präsentiert eine räumlich orientierte Karte von Neukölln mit einem Netzwerk von synchronisierten Lautsprechern, die sich zu einem collagierten Klangbild eines einzigen Tages zusammenfügen.
Brittany Gould und Itay Novik arbeiten mit den Spuren des Alltags, um ihre eigene Geschichte über die Bewohner von Neukölln zu erzählen.
In ihrer Fotoinstallation demaskieren Lucio Aru und Benedetta Baiocchi Menschen unterschiedlicher Herkunft, um ihr eigentliches Gesicht zu enthüllen.
Corinne Kitzis und Serena Vittoria Nittis Diorama beschäftigt sich spielerisch mit dem plötzlichen Perspektivenwechsel zwischen Betrachter und Akteur an einem unbekannten Ort.

In ihrer Installation untersucht Tlalit Segal Raayoni verborgene Muster des Transits durch das Epizentrum von Neukölln, den Hermannplatz.
Teilnehmende Künstler:
Lucio Aru (IT), Benedetta Baiocchi (IT), Brittany Gould (US), Corinne Kitzis (IL), John Nguyen (AUS), Serena Vittoria Nitti (IT), Itay Novik (IL), Tlalit Segal Raayoni (IL), William Rørdam (DK)
Kuratiert von Vu Hoang
Realisiert von Tabea Hamperl & Vu Hoang