Lehrerinterview: Robert ist in Indien!
Unser lieber Kollege Robert ist jetzt schon eine Weile in Indien, unterrichtet Deutsch, reist und entdeckt Indien. Echt cool, oder? Wir haben ihm ein paar Fragen gestellt, wie die Reise zustande kam und wie es ihm geht.
Transmitter: Robert, was machst du in Indien? Wie bist du dazu gekommen?
Robert: Ich wollte unbedingt wieder für längere Zeit im Ausland leben. Mein fast dreijähriger Aufenthalt in Qingdao, China, ist schon lange her. Eigentlich hatte ich nicht damit gerechnet, so lange ununterbrochen in Berlin zu leben, aber die Pandemie hat die Mobilität und die Möglichkeiten, im Ausland zu arbeiten, stark eingeschränkt. Als ich letztes Jahr auf Einladung eines Freundes ohne große Begeisterung nach Indien reiste, war ich überrascht, wie sehr mir das Land gefiel. Eigentlich war ich nur zu einer Hochzeit und einem Geburtstag dort, aber dann wurde mir schnell klar, dass ich mehr von dem Land sehen wollte. Also suchte ich einfach auf Google Maps nach Sprachschulen in meiner letzten Station, Bangalore. Schließlich ergab sich ein Vorstellungsgespräch an einer Schule, bevor ich zurückflog. Als ich wieder in Berlin ankam, war die offizielle Einladung der Schule für das Visum bereits in meinem E-Mail-Posteingang. Aber dann dauerte es noch drei Monate bis zu meiner Abreise, weil das indische Konsulat mich warten ließ.
Ich lebe in Bangalore, der drittgrößten Stadt des Landes (nach Delhi und Mumbai). Sie liegt in Südindien im Bundesstaat Karnataka. Der Bundesstaat selbst liegt an der Küste, Bangalore aber leider nicht. Aber eine Stunde nördlich von Bangalore gibt es ein großes Hochland mit schönen Wanderwegen und vielen Affen. Sogar in meinem zentral gelegenen Bezirk gibt es Affen. Ich könnte ihnen stundenlang beim Spielen und der gegenseitigen Fellpflege zusehen. Jeder zweite Einwohner von Bangalore ist – gefühlt – ein Software-Ingenieur – Bangalore gilt als das Tech-Hub Indiens, das Silicon Valley der Nation. Olaf Scholz war deshalb ein paar Wochen vor meiner Ankunft hier, um indische Programmierer abzuwerben. Zu meinem Bedauern hat er ihnen versprochen, im Gegenzug die deutschen Anforderungen zu senken, wenn sie sich gegen USA/Kanada/Großbritannien und für Deutschland entscheiden…Ich hoffe, die Inder lernen trotzdem weiter aus eigenem Antrieb Deutsch.
Transmitter: Was gefällt dir an Indien und was würdest du dort gerne machen?
Robert: Ich mag die Vielfalt der Natur, das koloniale architektonische Erbe aus der viktorianischen Zeit (in den Städten gibt es nicht viel Vorkoloniales, abgesehen von den berühmten Tempeln und dem Taj) und die Einstellung der Menschen zum Alltagsstress – chillen und chillen lassen ist hier oberste Bürgerpflicht. Die indische Küche ist natürlich auch sehr vielfältig (obwohl man vor allem bei Street Food aufpassen muss).
Transmitter: Du unterrichtest in Indien und auch in Berlin online und offline. Bevorzugst du Online- oder Präsenzunterricht?
Robert: Ich mag eigentlich die Mischung aus Online- und Präsenzunterricht. Das hat mir schon in Berlin gefallen: für ein Einzeltraining zu Transmitter gehen, dann nach Hause für einen Online-Kurs und zurück in die Schule. Man ist viel unterwegs und kann sich zwischendurch in ein Café setzen. In Indien habe ich derzeit leider nur 7 Stunden Unterricht – pro Woche! Angesichts des geringen Lohns könnte ich nicht einmal die indische Miete bezahlen (ganz zu schweigen von den anderen laufenden Kosten in Berlin). In dieser Hinsicht ist es gut, dass ich in Berlin viele – besser bezahlte – Online-Stunden habe. Andererseits verbringe ich viel Zeit vor dem Bildschirm und bekomme an manchen Tagen nicht einmal mit, wie das Wetter vor der Tür in Bangalore ist (dafür erfahre ich das Wetter in Berlin – durch meine Schüler).
Transmitter: Wann kommst du zurück? Du fehlst hier bei Transmitter.
Robert: Ich bin eigentlich hin- und hergerissen, ob ich bleiben oder zurück nach Berlin gehen soll. Im März, nach der positiven Entscheidung des Konsulats, ging plötzlich alles sehr schnell. Ich vermisse viele Dinge, die ich in Berlin gerne mache, wie die Menschen, die Sprachschule, die Cafés, den Landwehrkanal. Andererseits glaube ich, dass ich noch nicht viel von Indien gesehen habe, deshalb denke ich über eine Verlängerung meines Visums nach. Ich bin noch nicht zu einem Ergebnis gekommen, aber im Moment tendiere ich dazu, im September doch wieder nach Berlin zu gehen. Mal sehen, wie ich nächste Woche darüber denke….
Transmitter :Vielen Dank für das Gespräch, Robert. Wir sind jetzt schon ziemlich neidisch auf deine Reisen und freuen uns natürlich darauf, dich bald wieder bei Transmitter zu sehen. Aber bis dahin, viel Spaß in Indien und schick uns eine Postkarte!